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Gioacchino Rossini - Portraitbild
Gioacchino Rossini
1792 Pesaro - 1868 Paris

IL VIAGGIO A REIMS ossìa L'ALBERGO DEL GIGLIO D'ORO

Die Reise nach Reims oder Der Gasthof zur "Goldenen Lilie"
UA 1825 Paris
dt. EA 1992 Saarbrücken
Kritische Edition* UA 2015 Badwildbad
Libretto / Word-book: Giuseppe Luigi Balocchi
»dramma giocoso / Lustiges Drama« bzw. »cantata** / Kantate« oder auch »opera buffa / Komische Oper«

Hörbeispiele:
Arien
Duette
Einakter
Erstes Bild

Cortese —› Di vaghi raggi adorno...
Folleville —› Partir, oh ciel! desio... Che miro! ah! qual sorpresa...
Corinna —› Arpa gentil...
Belfiore & Corinna —› Nel suo divin sembiante...
Profondo —› "aria di catalogo": Medaglie incomparabili...
Libenskof & Melibea —› Di che son Reo?... D'alma celeste, oh Dio!... Al barbaro rigore...
Zweites Bild
orchestra —› ballo
coro —› L’allegria è un sommo bene...
Corinna —› "improviso": All'ombra amena...

Rolle / Charakter

Corinna [Sopran]
Eine berühmte römische Improvisationskünstlerin

Marchesa Melibea [Mezzo oder Alt]
Markgräfin Melibea:
Eine polnische Edelfrau
Witwe eines italienischen Generals

Contessa di Folleville [Sopran]
Gräfin Folleville:
Eine junge modenärrische Witwe

Madama Cortese [Sopran]
Dame Cortese:
Tirolerin
Badehotelbesitzerin
Gattin eines französischen Kaufmannes

Cavalier Belfiore [Tenor]
Amateurmaler
Ein junger französischer Offizier

Conte di Libenskof [Tenor]
Graf von Libenskof:
Ein russischer General

Lord Sidney [Bariton oder Bass]
Ein englischer Oberst
Heimlich verliebt in Corinna
— Oberst (Plural: Obersten; veraltet: Obrist) ist ein Dienstgrad in der Laufbahn der Offiziere. http://de.wikipedia.org

Don Profondo [Bass-Bariton]
Literat
Corinnas Freund
— Literat war gegenüber Poet, Dichter, Schriftsteller und Autor das Wort des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts für den intellektuellen, in der Schriftstellerszene verkehrenden Autor. http://de.wikipedia.org

Barone di Trombonok [Bass]
Baron von Trombonok:
Ein deutscher Major
Musikfanatiker
— Major ist ein militärischer Dienstgrad verschiedener Länder. Er gehört zur Dienstgradgruppe der Stabsoffiziere. http://de.wikipedia.org

Don Alvaro [Bass]
Ein spanischer Großadmiral
Verliebt in die Markgräfin Meliba
— Großadmiral war und ist in einigen Ländern der höchste Dienstgrad in der Marine. Er entspricht auch dem Rang eines Fleet Admiral oder Admiral of the Navy. http://de.wikipedia.org

Don Prudenzio [Bass]
Arzt des Badehotels

Don Luigino [Bariton oder Bass]
Vetter der Gräfin von Folleville

Maddalena [Mezzo]
Hausdame des Badehotels

Delia [Sopran]
Eine junge griechische Weise
Corinnas Reisebegleiterin

Modestina [Mezzo]
Follevilles Zofe
— Als Zofe oder Kammerzofe wurde vom 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts eine in den Diensten einer vornehmen, hochgestellten Dame stehende Person bezeichnet und zwar zuerst nur jene einer adeligen Herrin. http://de.wikipedia.org

Antonio [Bariton]
Anton:
Haushofmeister
— Das Amt des Hausmeiers (oder majordomus bzw. maior domus, aus lateinisch maior – der Verwalter und domus – das Haus), also des Verwalters des Hauses, zählte zu den Ämtern des frühmittelalterlichen Hofes. http://de.wikipedia.org

Zefirino [Tenor]
Ein Bote

Gelsomino [Tenor]
Ein Hausdiener

 

Seit 1992 wird in Ferrara und in anderen Opernhäusern als zusätzliche Rolle angegeben:
Carlo X.
[stumme Rolle]
Karl X.
hist.: Karl X. Philipp bzw.Charles X.
Philippe (1757-1836) aus dem Haus Bourbon war der letzte Herrscher Frankreichs, der den Titel „König von Frankreich und Navarra“ führte. http://de.wikipedia.org

Hintergrund / Background

Karl X. - PortraitDie Oper wurde komponiert zur Krönung Karls X., König von Frankreich. Bei dem Libretto von G.L.Balocchi handelt es sich um eine teilweise satirische Auseinandersetzung mit dem Roman "Corinne ou l’Italie" (1807) der Madame de Staël, in der dessen „romantisch-dekadenten, pseudo-heroischen Elemente“ aufs Korn genommen werden. Hieraus stammen die Figur der Corinna sowie einige weitere Personenkarikaturen wie Lord Sidney (Oswald Lord Nevil), Chevalier Belfiores (Graf d'Erfeuil) und Don Profondo (Fürst Castel-Forte). Übernommen ist vorallem die Episode zwischen der Dichterin und Improvisationskünstlerin Corinne und einem Lord Nevil, der in der Oper als Lord Sydney auftritt.
Als erfahrener Diplomat ließ Rossini Personen aller Nationen auftreten, die im Stück dem König ihre Huldigung darbrachten.

Libretto von Il viaggio a Reims 1825 ParisInsgesamt wurde die Oper als Erfolg angesehen. Alle drei Aufführungen waren ausverkauft und wurden begeistert gefeiert. Anschließend zog Rossini jedoch das Stück zurück – vermutlich weil er es als reine Gelegenheitsarbeit betrachtete und die Musik anderweitig nutzen wollte. Er gestattete aber noch eine Benefizaufführung im September zugunsten der Opfer eines Brandes in Ostzentralfrankreich.
Die hierfür komponierte Musik verwendete Rossini 3 Jahre später zur Hälfte fast unverändert für seine letzte komische Oper "Le comte Ory / Der Graf Ory" (1828).

1848 erstellte Jean-Henri Dupin aus der Oper eine unautorisierte zweiaktige "opera comica“ mit dem Titel "Andremo a Parigi? / Gehen wir nach Paris?" Darin handelte es sich nicht mehr um den Besuch einer Königskrönung, sondern einige Gasthausbesucher beschließen, die Straßenkämpfe der Februarrevolution 1848 in Paris zu beobachten. Dieses Werk wurde ab dem 26. Oktober 1848 wenige Male im Théâtre-Italien aufgeführt. Eine weitere unautorisierte Bearbeitung erschien 1854 in Wien unter dem Titel "Il viaggio a Vienna / Die Reise nach Wien" anlässlich der Hochzeit Kaiser Franz Josephs I. mit Elisabeth.

Anschließend wurde das Werk lange Zeit für verloren gehalten. Teile des Manuskripts wurden von Rossinis Witwe Olympe Pélissier seinem Arzt Vio Bonato vererbt. Dann gelangten sie in das Conservatorio di Santa Cecilia in Rom, wurden dort aber nicht korrekt katalogisiert. Sie wurden erst Mitte der 1970er-Jahre identifiziert. Unter Zuhilfenahme der Musik der bereits erwähnten Bearbeitungen aus Paris und Wien konnte Philip Gossett die Oper rekonstruieren. Bei der Fondazione Rossini Pesaro erschien schließlich eine kritische Ausgabe von Janet L. Johnson

Bei der Ausgrabung der Oper in Pesaro 1984 rechnete freilich niemand mit einer Repertoirefähigkeit und auch an der Mailänder Scala kam es 1985 zu einer glanzvollen Neubelebung des "Il viaggio a Reims / Die Reise nach Reims".
Quelle: u.a. https://de.wikipedia.org

 

* Kritische Edition:
Hier einige Unterschiede zur gängigen "Aufführungstradition" und zu den beiden "historischen" Aufnahmen unter Claudio Abbado.
- Die musikalischen Zitate von Mozart, Haydn, Beethoven und Bach im Rezitativ vor der Arie der contessa di Folleville waren eine originelle Hinzufügung der Produktion von 1984, stammen aber nicht von Rossini.
- Die acht Verse in der dritten Strophe von Corinnas Arie (innerhalb des Sextetts?) wurden oft auf zwei reduziert.
- In den frühren Aufnahmen fehlt im Finale der Chor "L'allegria è un sommo bene...", weil die Musik dazu noch nicht entdeckt war. Später hat Philip Gossett als Vorlage dazu den Mädchenchor aus "Maometto II. / Mohammed II." identifiziert, und das Stück wurde zeitweise als Frauenchor aufgeführt. Erst mit der definitiven Kritischen Edition wurde es als gemischter Chor rekonstruiert.
- in der englischen Hymne hat Rossini bei der verlängerten Kadenz von Lord Sydney die Worte "basta, basta" dem Baron Trombonok in den Mund gelegt (Der Librettist sah diesen "Gag" nicht vor); in manchen Aufführungen wird das von anderen Personen oder vom Dirigenten übernommen.
- In dem von Folleville und Belfiore gesungenen französischen Lied schmettern nach der Kadenz der Gräfin in den bekannten Aufnahmen die Trompeten die Marseillaise aus dem Orchestergraben. Das war freilich keine impertinente Geste Rossinis gegenüber dem Bourbonenkönig, sondern eine reine Erfindung der Produktion von 1984; in der Restauration war das Anstimmen der Revolutionshymne ein Straftatbestand.
- Rossini hat für Corinna fünf Improvisationsstrophen vorgesehen (in der melodischen Abfolge ABA'B'A, was natürlich bei den Wiederholungen Variationen erfordert, die wir hier Francis Benichou verdanken). Im Gegensatz zur gängigen Praxis wurden in Wildbad die Strophen 3 und 4 nicht gestrichen.
- Alle Rezitative sind vollständig eingespielt.
- In Badwildbad wurden auch die beiden kurzen Ballettmusiken nicht gestrichen, die die Schlußvariationen über das Thema "Vive Henri IV" unterbrechen.
Quelle: Beiheft zur CD NAXOS 2014, Übersetzung: Reto Müller

** cantata / Kantate:
Für Rossini bedeutete Kantate so viel wie ein nicht repertoirefähiges Werk. Solche Auftragskantaten waren für ihn immer von transitorischem Charachter, d.h. deren Musik stammte aus früheren Werken, oder sie wurde später wiederverwendet, oder auch beides.



Abkürzungen / Abbreviations


Link zum Seitenanfang   Zuletzt überarbeitet am: 17.07.2016  
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